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Studierende entwickeln Archiv-Ideen für Kinder-Kunstwerke: Von der smarten App bis zur hochwertigen Schatztruhe

Logo der App „Happy Art Memory“. Illus: HBC

Wohin mit all den Kunstwerken? Diese Fragen stellen sich wohl die meisten Eltern, deren Kinder fleißig produzieren: kleine, große und manchmal auch riesengroße Kunstwerke, die bewundert, gesammelt und aufbewahrt werden wollen. Mit dieser Frage nach dem „Wie“ haben sich Studierende der Hochschule Biberach (HBC) befasst. In dem Seminar „Strategisches Management“ von Professor Jochen Weilepp haben Studierende der Energiewirtschaft Geschäftsideen entwickelt, wie Kinder-Kunstwerke archiviert werden können, inklusive Businessplan.

„In anderen Zeiten machen wir keine thematischen Vorgaben“, berichtet Weilepp, „doch aufgrund der Corona-Pandemie hat das Seminar ausschließlich online stattgefunden und deshalb haben wir die Design-Challenge vorweggenommen“. So wollte der Professor verhindern, dass sich Vorhaben zu spät als unrealistisch herausstellen und ein studentisches Team „zurück auf Los muss“. In Präsenzformaten, etwa im Design Thinking-Lab, kitzeln seine Kolleginnen Professorin Isabell Osann und Professorin Henrike Mattheis solche Schwächen rechtzeitig hervor, so Weilepp. Doch in diesem Semester sei eben Flexibilität gefragt, auch der gerade auf Seiten der Dozierenden.

Drei Teams stellten sich schließlich der Aufgabe und reichten ihre Idee ein:  „Tiny Gallery“, „Happy Art Memory“ und „Art-Box“ sind Apps, die eine digitale Archivierung und Bereitstellung der Kunstwerke für Familie und Freunde ermöglichen; auch Geschenke wie ein Fotobuch oder ein bedruckter Becher lassen sich über die App in Produktion geben. Die vierte Gruppe hat eine analoge Lösung erdacht, konkret: die „KiKu-Box“, die Kinderkunst beherbergt und zugleich als Möbel für die eigene Wohnung dient.

Matthias Drews hat die finale Präsentation, die ebenfalls online stattfand, als Juror begleitet. Der 28-Jährige ist Absolvent der Hochschule Biberach und hat selbst Energiewirtschaft studiert. Nach seinem Bachelorabschluss war er rund eineinhalb Jahre bei einem Startup-Unternehmen in England tätig und absolvierte anschließend ein Master-Studium im Bereich Business Entrepreneurship und Digital Technology Management an der Hochschule München. Auch eigene Gründungserfahrung hat Drews bereits gesammelt. Inzwischen arbeitet der gebürtige Biberacher als Business Development Manager für ein Software Startup-Unternehmen im Mobilitätssektor.

Dass Studierende – zunächst unabhängig von der jeweiligen Disziplin – Entrepreneurship als Karrierechance kennenlernen, findet Matthias Drews wichtig. Und insbesondere für den Bereich BWL eigne sich das Format besonders gut am Ende des Studiums , weil für die Erstellung eines Businessplans theoretisches Wissen aus verschiedenen betriebswirtschaftlichen Studienfächern kombiniert und praktisch angewendet werden muss. „Ein guter Businessplan zeichnet sich dadurch aus, dass die wichtigsten Punkte der Unternehmung konsistent und überzeugend beschrieben sind – angefangen von der Geschäftsidee bis zur Finanzplanung“, sagt er. Und auch wer später nicht gründen will, profitiere von der gesammelten Erfahrung, ist sich Drews sicher. Zum Beispiel, wenn es darum geht als ArbeitnehmerIn unternehmerisches Denken einzubringen. Oder den Methodenkasten des Entrepreneurship auf den eigenen Job zu übertragen: Eine Hypothese bilden, die Idee testen, am Businessmodel schrauben und ein Projekt pitchen, also die zentralen Punkte prägnant und im besten Fall unterhaltsam zusammenfassen.

Die Ideen der Energiewirtschaft-Studierenden haben Matthias Drews „ausgesprochen gut gefallen“ und auch die Qualität der Präsentationen hat ihn überzeugt. „Was die Studierenden in so kurzer Zeit erarbeitet haben, ist wirklich beeindruckend“, so der Alumnus. Entsprechend schwer war die Entscheidung für die Jury: „Das war ein knappes Rennen“, berichtet Professor Jochen Weilepp. In der Diskussion arbeiteten die Mitglieder – neben Drews und Weilepp ProfessorInnen der Fakultät Betriebswirtschaft sowie Vertreter der Kreissparkasse Biberach und IHK Ulm – die Vor- und Nachteile einer digitalen oder analogen Lösung heraus, die wichtigsten Unterschiede zu bereits bestehenden Apps und vor allem eine Antwort auf die Frage: Wie hoch ist der sogenannte „stand alone“ der KiKu-Box gegenüber den digitalen Geschäftsmodellen zu bewerten?

Am Ende machte die App „Happy Art Memory“ das Rennen: Teamleiter Frederik Illg (26) und seine Gruppe freuen sich über den Erfolg und die Entscheidung der erfahrenen Jury: „Wir hatten sehr viel Spaß mit der Entwicklung unserer Geschäftsidee und haben so manche Höhen und Tiefen durchlaufen“, sagt Illg. Besonders stolz sind die Studierenden darauf, dass sie auch unter den Bedingungen des Corona-Semesters gut als Team zusammengearbeitet haben – „im Home-Studium und im virtuellen Hörsaal“.

Professor Jochen Weilepp hatte die Idee für das Format und das Thema: Als Vater zweier Grundschulkinder sucht er schon lange nach einer cleveren Lösung zur Lagerung von Kinderkunstwerken. „Ich glaube, dass einige Ansätze, die von den Teams ausgearbeitet wurden, sehr erfolgversprechend sind“, sagt er. Nach der Klausurphase will er ausloten, ob Teammitglieder Interesse haben, ins kalte Wasser zu springen und eine wirkliche Gründung zu versuchen: „An der Hochschule Biberach haben wir dazu beste Voraussetzungen“, so Weilepp, der selbst als Corporate Entrepreneur, also als Gründer innerhalb eines Konzerns, ein Start-up im Bereich „Energiegewinnung aus dem Meer“ geführt hat.